Blutiger Freitag by Kava A

Blutiger Freitag by Kava A

Autor:Kava, A [Kava, A]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-08-02T18:08:32+00:00


41. KAPITEL

Henry Lee saß am Bett seiner Frau und starrte auf die Schläuche, durch die sie an ein halbes Dutzend Maschinen angeschlossen war. Der dickste Schlauch, der am Fußende des Bettes unter der Decke hervorkam, war besonders furchteinflößend. Gelbliche und rote Flüssigkeit wurde durch diese Kanüle gepumpt und vermischte sich zu einem Rosa. Ihm wurde schwindlig, wenn er nur daran dachte, welche Mengen von Körperflüssigkeit aus Hannah herausgesaugt wurden.

Er konzentrierte sich auf die Apparaturen, weil er ihr nicht ins Gesicht sehen konnte. Hannah befand sich noch in einem Dämmerzustand, schmale Kanülen führten zwischen ihren dünnen Lippen hindurch zur Luftröhre. Ihre Augenlider flatterten, und manchmal hatte er das Gefühl, als würde sie nach ihm suchen. Wusste sie, dass er hier saß? Er griff nach ihrer Hand und drückte sie leicht.

„Das ist gut“, bemerkte die Krankenschwester, die gerade das Zimmer betrat. „Sie fühlt sich etwas unwohl, weil sie langsam die Schläuche in ihrem Hals spürt. Wir setzen die Morphiumdosis herunter, damit sie aufwacht.“

„Unwohl?“ Das hörte sich für ihn äußerst merkwürdig an. Es gefiel ihm nicht, dass sie Schmerzen hatte. Henry stand auf, ohne dabei Hannahs Hand loszulassen.

„Keine Sorge“, versuchte die Krankenschwester ihn zu beruhigen. „Es ist wichtig, dass sie zu Bewusstsein kommt und aufwacht. Sie soll aus eigener Kraft atmen, wenn wir den Schlauch aus der Luftröhre entfernen. Sonst neigen Herzpatienten dazu, weiterzuschlafen und die ganze Arbeit der Maschine zu überlassen.“

„Aber sie wird Schmerzen haben?“ Er war immer noch nicht zufrieden.

„Es ist unangenehm“, korrigierte die Krankenschwester ihn. „Sobald wir den Schlauch entfernt haben, können wir die Dosis wieder erhöhen. Es dauert nicht lange.“

Hannah starrte ihn jetzt an. Ihr Blick war verhangen, aber er hatte den Eindruck, als wollte sie ihm etwas sagen. Als wolle sie ihm mitteilen, dass sie Schmerzen hatte. Mühsam hob sie die Hand mitsamt den Nadeln und Schläuchen ein wenig und versuchte, sich an die Kehle zu fassen. Der Ausdruck ihrer glasigen Augen wirkte wie ein Hilferuf. Es brachte Henry fast um, das mit anzusehen.

„Es wird ihr bald besser gehen“, versicherte ihm die Krankenschwester. „Ich muss Sie jetzt bitten, das Zimmer kurz zu verlassen, während wir den Beatmungsschlauch entfernen.“

Henry rührte sich nicht von der Stelle. Wollte Hannah nicht allein lassen. Ihr Blick war flehentlich auf ihn gerichtet. Wie konnte er da gehen?

Die Krankenschwester legte ihm die Hand auf die Schulter.

„Es dauert nur ein paar Minuten. Ich hole Sie wieder herein, sobald wir fertig sind.“

Henry versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie besorgt er war. Unsinn, er war nicht nur besorgt. Wem wollte er etwas vormachen? Er hatte Angst ... fürchterliche Angst. Er würde es nicht überstehen, diese Frau zu verlieren. Den Tod der Tochter zu erleben war eine Sache. So als hätte man ihm den Arm abgehackt. Aber Hannah? Das wäre, als risse man ihm das Herz aus der Brust. Mit nur einem Arm konnte man überleben. Es war schrecklich, aber man schaffte es. Ohne Hannah? Nein, er hätte niemals genug Kraft, um ohne sie weiterzuleben.

„Ich bin gleich wieder da, Hannah. Die Krankenschwester wird gut für dich sorgen.“ Dann, als müsste er sich selbst überzeugen, fügte er noch hinzu: „Es wird dir bald besser gehen.



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